In der aktuellen Ride Ausgabe Nr. 94 (Print-Magazin) gibt es von Thomas Giger einen kontroversen Beitrag, der aus meiner Sicht tatsächlich zu Diskussionen anregen soll. Aber lest selber und macht euch ein eigenes Bild/Meinung dazu.


Warum Flow-Trails für den Mountainbikesport problematisch sind

Flow-Trails sind Fast Food

Ich bin kein Freund von Flow-Trails. Mehrmals habe ich dies bei verschiedenen Gelegenheiten kundgetan und den „Murmelbahn“-Hype kritisiert. Es gebe im Mountainbikesport genug Raum für alle Formen und Vorlieben, wird dann jeweils vorgebracht. Das ist richtig, lebt die Sportart doch von ihrer Vielseitigkeit. Die Vielseitigkeit ist aber wiederum der Kern meiner Kritik: Wenn irgendwo eine neue Mountainbike-Strecke entsteht, dann ist es fast durchwegs eine dieser Flowtrail-Pisten. Das Problem sind nicht die Strecken, die unbestritten ihre Existenzberechtigung haben, sondern die massenhafte und unreflektierte Verbreitung. Das Mountainbike-Angebot wird auf diese Weise austauschbar – von Sölden bis Zermatt enststeht quasi eine Einheitsinfrastruktur.

Dieser Einheitsbrei ist einer der grossen Fehler, den man im Wintertourismus gemacht hat. Die Skigebiete im ganzen Alpenraum sind heute faktisch identisch. Es gibt keinen anderen Industriezweig, in dem sich Produkte der Konkurrenten derart geringfügig unterscheiden. Austauschbarkeit als Branchen-Modell. Der einzige Unterschied liegt dann noch im Preis, was wiederum betriebswirtschaftlich eine äusserst gefährliche Entwicklung ist. Statt sich auf neue Tugenden zu besinnen, wird nun mit den Flow-Trails genau dieses wenig nachhaltige Geschäftsmodell in den Mountainbikesport übertragen. Der Grund liegt in der fehlenden Weitsicht vieler Bergbahnbetreiber. Lieber wendet man Konzepte an, die man bereits kennt. Und die einschlägigen Beratungsfirmen reden wider besseres Wissen ihren Auftraggebern nach dem Mund. Sie füllen damit ihre Kassen, schaden aber jener Sportart, welche sie sich vollmundig auf die Fahne schreiben.

Ein zentraler Kritikpunkt an den Flow-Trails ist es zudem, das die Strecken der DNA des Mountainbikesports widersprechen. Die Sportart lebt vom Erlebnis, vom Unerwarteten, von den „Mikro“-Abenteuern. Flow-Trails dagegen stehen für Trail-Konsum. Mit ihnen wird die MTB-Infrastruktur „convenient“. Wie die Sandwiches von der Tankstelle. Sie erfüllen ihren Zweck, sind sogar überaus erfolgreich und dazu höchst rentabel, aber mit Esskultur und kulinarischen Ansprüchen hat das nichts mehr zu tun. Flow-Trails sind gewissermassen der Fast-Food des Mountainbikesports.

Dabei ist zu betonen: Ich mag Fast-Food. Doch niemand würde diesen als Allzweckmittel für die Volksernährung bezeichnen. Das ist aber genau das, wofür die „Flow-Trails“ stehen: Masse statt Klasse!

Thomas Giger, Herausgeber Ride


Wir können uns hier am Jurasüdfuss glücklich schätzen! Zwischen Biel und Aarau gibt es genau einen gebauten Flow-Trail seit letztem Herbst (2024) – am Weissenstein oberhalb Solothurn. Zudem ist aus heutiger Sicht das befahren/benützen der bestehenden Weginfrastruktur (Wanderwege, Naturtrails…) auf dem Hoheitsgebiet des Kanton Solothurn erlaubt. Wir dürfen also aus der kulinarischen Menukarte auswählen und bekommen ein 5-Sterne Menu aufgetischt nach unserem Gusto.
Bewahren wir hoffentlich noch lange diesen Status Quo, pflegen diesen mit den anderen Wegbenutzern und halten uns an den Mountainbike-Kodex. In diesem Sinne: „en Guete“ und ab und zu ein Fast-Food Menu zwischendurch hat noch Niemandem geschadet.