Strongman Ramon bezwingt den Stoneman in einem Tag (Gold)

Bereits zum zweiten Mal meistert der Jurasued Biker Ramon den Stoneman Glaciara im Wallis.

26. Juli 2023 zeigt der Kalender – Uhrzeit 05:45 und die Aussentemperatur knapp 8 Grad bei Feuchte und Nebel. Eigentlich nicht gerade der perfekte Start zu einem Bikeerlebnis der besonderen Art!

Bereits vor zwei Jahren im Sommer 2021 hat Ramon den Stoneman Glaciara befahren. Damals in der Variante Silber, heisst du bezwingst diese Strecke in zwei Tagen und übernachtest unterwegs.
Wieder Zuhause kam bei Ramon schon bald die Frage (Sehnsucht) auf, kann ich diese Tortur mit phänomenaler Umgebung/Aussicht auch in einem Tag (Nonstop) schaffen? Das heisst 127 Kilometer Strecke und 4’700 Höhenmeter in alpiner Umgebung, zeitweise das Bike am schieben weil nicht fahrbar! Der Lohn für diese Schinderei ist, ich habe meinen inneren Schweinehund mehrmals am gleichen Tag niedergerungen und die steinerne Trophäe als Erinnerung.

Die Stoneman Trophäe mit dem silbernen und goldenen Stein im Besitz von Ramon.

Start in Bellwald an diesem besagten Mittwoch 26. Juli 2023.
Die ersten Trails führten ab Bellwald nach Fieschertal und weiter bis nach Fiesch. Da wartete auch schon der erste harte Aufstieg zur Fiescheralp, sprich etwa 1100 Höhenmeter bei durchschnittlich 11% Steigung. Oben auf der Fiescheralp angekommen geht es Richtung Märjela. Der Wind nahm zu und es waren nur noch knapp 4°C über dem Gefrierpunkt im Hochsommer. Gut wer da auch an wärmere „Schutzkleidung“ gedacht hat. Der Nebel war an diesem Tag extrem dicht. Ein Glück hatte Ramon vor 2 Jahren die geniale Aussicht bereits geniessen können, denn an diesem Tag war das definitiv nicht möglich. Weiter führte der Weg durch den ca. 1km langen Tunnel zur Gletscherstube, da war auch schon der erste Checkpoint. Stempelkarte hervorkramen, Loch reinstanzen und schnell weiterfahren – zu sehen war ja eh nicht allzu viel.

Zurück Richtung Fiesch und dann den wunderschönen Trails entlang zur Bettmeralp. Ab hier an geht es weiter hoch zur Moosfluh auf 2334 MüM. Der nächste Checkpoint, Karte lochen und wieder weiter. Nach kurzer Zeit war er dann zu sehen, der Aletschgletscher in seiner ganzen Pracht. Einer der eindrücklichsten Momente an diesem Tag auf dieser Tour. Schnell ein Foto für das Album und ein bisschen Kleider anziehen für die kommende Abfahrt.

Danach geht es bergab nach Mörel. Diesmal leider nicht auf den Original-Trails, da der „Walliser“ Waldbrand grosse Schäden angerichtet hat. Es musste eine temporäre Umfahrung gefahren werden. Unten in Mörel angekommen durfte eine kleine Pause nicht fehlen um Bidons/Getränk und Verpflegung wieder aufzufüllen.

Ja, Ramon wusste nur zu genau was jetzt dann gleich ansteht. Der brachiale Anstieg zum Breithorn hinauf. Es ist DER Anstieg, der bereits auf dem Papier schon Schweissperlen auf die Stirn zaubert. Ab Mörel (765müM) hinauf zum Breithorn auf 2451müM nonstop mit durchschnittlich 15% Steigung. Spätestens jetzt muss der innere Schweinehund zum Schweigen gebracht werden. Die alte Militärstrasse mit 14 Spitzkehren führt steil hinauf zum Pass. Stundenlang bei Wind und Wetter geht es aufwärts und Ramon zählt jede Spitzkehre runter von 14 bis zur Letzten. Oben angekommen ist es komplett eine andere Welt. Karg und weitab von jeglicher Zivilisation.

Mittlerweile sind an diesem Tag bereits 4’000 Höhenmeter bezwungen. Das Übelste sollte jetzt doch vorbei sein? Beim Checkpoint wieder Lochkarte suchen, stempeln und abermals weiter in Richtung Binntal. Puuuh es geht endlich wieder abwärts und dann in Binn schon der der nächste Checkpoint.
Nun sieht das Streckenprofil ein Auf und Ab über Ernen, Mülebach nach Reckingen vor. Eigentlich nichts Wildes, das Breithorn und die anderen Steigungen sind doch geschafft… Der nächste und letzte Abschnitt ist jedoch nicht zu unterschätzen. Die Strecke zieht sich immer mehr in die Länge und mittlerweile sind über 10 Stunden knochenharte Arbeit in den Beinen, Muskeln angekommen. Der innere Schweinehund will sich schon wieder anmelden aber ich „schalte“ instinktiv auf Durchzug.

Nach einiger Zeit ist auch der Checkpoint in Reckingen erreicht. Ab dann geht es der Rohne entlang und zum Schluss wieder hoch nach Bellwald zurück. Die letzten Höhenmeter, die Trettkurbeln scheinen sich immer schwerer zu bewegen und die weisse Salzkruste (Schweiss) auf den Kleidern sind Zeuge einer grausamen Schinderei.
Mit dem Ziel in Blickweite, kam Ramon erschöpft aber glücklich in Bellwald nach 11 Stunden 45 Minuten Fahrzeit wieder an. Er hat seinen Traum den Stoneman Glaciara in einem Tag, übrigens solo unterwegs, geschafft.

Geil Ramon – „du besch en herte Siech“ oder in den Worten einer bekannten Rockband „hard as a rock“!

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